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Sport aus der Kulturerbeliste



Seit einigen Jahren wird in Lüttelforst wieder aktiv das Bügelspiel praktiziert. Dies hat, auch wenn es vielleicht im ersten Moment danach klingen mag, nichts mit dem Glätten von Wäsche zu tun. Beim Bügeln handelt es sich um einen fast 700 Jahre alten Sport, der ursprünglich typisch für die heutige deutsch-niederländisch-belgische Grenzregion war. Er ist mit dem Kegeln und dem Boule verwandt und erinnert in mancherlei Hinsicht auch ans Golfen. Denn auch beim Bügeln muss eine Kugel in bzw. durch eine Öffnung gespielt werden, nur ist diese Kugel ca. 18 cm groß.
Erstmals erwähnt wird das Bügelspiel im Jahre 1331 in Lüttich. Damals wurde es noch Cloeten oder Clossen genannt, was so viel heißt, wie Ballen und Kugel klotzen. Die Spieler des 14. Jahrhunderts gehörten vornehmlich den hohen Ständen an. Auch bei Hof genoss das Clossen großes Ansehen. Gespielt wurden die Kugeln noch mit der Hand, nicht wie heute mit einem hölzernen Schläger. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts entdeckte auch das Volk das Bügeln für sich. Bald genoss es einen derartigen Zuspruch, dass es teils sogar zu Verboten bzw. Einschränkungen von Seiten der Obrigkeit kam – vor allem in Bezug auf das Spiel um Geld. Auch Kunstwerke zeugen von der allgemeinen Bügel-Begeisterung. Sogar auf einem Altar, dem in das Jahr 1513 datierenden Hochaltar der Probsteikirche Kempen, ist der Sport abgebildet.
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts und dem Aufstieg anderer Kugelspiele, allem voran dem Kegeln, geriet das Bügeln zunehmend in Vergessenheit. Heute gibt es nur noch wenige Vereine, die das Bügeln praktizieren. Auch Bügel- bzw. Cloetbahnen, d.h. die Spielfelder des Bügelspiels, sind rar geworden. Eines dieser seltenen Felder befindet sich vor dem Lüttelforster Kindergarten (siehe oben). Gespielt wird mittwochs und freitags von 18:00-20:00 Uhr.
Aus früheren Zeiten ist eine Bügelbahn auf dem Lousberg bekannt. 2022 wurde das Bügelspiel in den Niederlanden in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.